Ferien
Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder!
Alle Welt spricht in diesen Tagen von Ferien; Schulferien, Semesterferien, Betriebsferien…
Und wer freut sich nicht auf diese Zeit. Die wollen wir in vollen Zügen genießen.
Ferien – ein herrliches Wort. Selbst unser Glaube hat eine Vorliebe für die Ferien.
Ferien, dieses Wort stammt ja aus dem kirchlichen Sprachgebrauch. Der kirchliche liturgische Kalender spricht nicht von Montag, Dienstag, Mittwoch…, sondern er spricht von: feria prima, feria sekunda, feria tertia…. Danach sind offenbar jeden Tag Ferien. Was soll das bedeuten?
Dort wo die Erlösung in unserem Leben zum Zug kommt, dort herrscht Freiheit, dort besteht jeden Tag Anlass zum Feiern. Wir sind eben nicht nur für Schule und Arbeit geschaffen, es gibt darüber hinaus noch etwas anderes – Ferien.
Wir Menschen brauchen Erholung, Entspannung, Ruhe.
Wir brauchen Entspannung, um den Stress und die täglichen Spannungen aushalten zu können. Wir brauchen Entlastung, um die Lasten des Alltages nachher wieder tragen zu können. Aber ist das alles? Dann hätten die Ferien nur eine Entlastungsfunktion. Die sie natürlich haben. Das kann aber nicht ihr einziger, ihr eigentlicher Sinn sein. Sie wären dann ja ein Rad im Leistungssystem. Sind Arbeit und Leistung das beherrschende Ziel unseres Lebens, dem sich alles andere unterzuordnen hat?
Viele Menschen scheinen das – bewusst oder unbewusst – anzunehmen. Jedenfalls leben sie nach der Devise: Der Mensch ist das, was er leistet, und das, was er sich leisten kann. – Ist das so? Liegt der Sinn unseres Lebens hauptsächlich in dem was wir leisten?
Was geschieht dann mit denen, die noch nichts oder nichts mehr oder nicht viel leisten können?
Sind sie abgeschrieben? Zählen gar nicht mehr mit?
Ist mein Leben unter dem Druck der eigenen Leistung eigentlich sinnvoll?
Wir können heute vieles machen, aber alles können wir nicht machen. Wir können den Sinn unseres Lebens nicht erzwingen. Und das brauchen wir auch gar nicht, denn der Sinn unseres Lebens ist uns geschenkt. Unser Leben hat seinen Sinn erhalten, bevor wir etwas leisten konnten. Und unser Leben ist auch dann noch sinnvoll, wenn wir nichts mehr leisten können. Wir und die Welt in der wir leben sind von Gott bejaht und angenommen. Bei ihm zählen wir, sind wir nicht nur eine Nummer.
ER hat uns in sein Herz geschlossen. Darum ist unser Leben sinnvoll.
So kann ich doch auch Ferien ganz anders verstehen. Sie sind dann nicht mehr nur dazu da, meine Leistungsfähigkeit zu erhalten, sondern die Ferien weisen mich darauf hin, dass nicht erst Arbeit und Leistung meinem Leben Sinn geben, sondern dass es schon immer in sich sinnvoll ist, weil ich Gott etwas bedeute.
Die Ferien weisen uns auf die Freiheit von allen Zwängen hin, was ja das Ziel unserer Erlösung durch Jesus Christus ist, welches wir Sonntag für Sonntag feiern.
Ihr Diakon Roland Rybak